Die Gerüchteküche brodelte bereits seit längerem. Nach eingehenden Beratungen hat der Weltschwimmverband FINA die eigentlich für den 13. – 29. Mai 2022 angesetzten Weltmeisterschaften in Fukuoka (JPN) nun auf 2023 vertagt. „Angesichts der aktuellen Pandemiesituation und der derzeit in Japan geltenden Maßnahmen haben sich die FINA und das Organisationskomitees von Fukuoka 2022 darauf geeinigt, die 19. FINA-Weltmeisterschaften auf den 14. – 30. Juli 2023 zu verschieben“, erklärte FINA-Präsident Husain Al-Musallam.

Die Verschiebung hat auch Auswirkungen auf die eigentlich für November 2023 geplante darauffolgende WM in Doha (QAT). Diese soll nun im Januar 2024 stattfinden, also nur knapp sechs Monate vor den Olympischen Spielen in Paris (FRA). Die Entscheidungen seien im besten Interesse aller Beteiligten getroffen worden, betonte Al-Musallam. Neue Daten für die Weltmeisterschaften 2022 der Masters und den FINA-Kongress sollen ebenfalls baldmöglichst verkündet werden.

Damit werden die Titelkämpfe in Japan aufgrund der Coronavirus-Pandemie bereits zum zweiten Mal verschoben. Durch die Omikron-Variante gibt es weltweit hohe Infektionszahlen, zudem unterliegt der internationale Reiseverkehr nach wie vor erheblichen Einschränkungen, die auch den Sportbetrieb vor Herausforderungen stellt. Ursprünglich sollten die Weltmeisterschaften in den Disziplinen Beckenschwimmen, Freiwasserschwimmen, Wasserspringen, High Diving, Synchronschwimmen und Wasserball schon 2021 stattfinden. Nach der Verschiebung der Olympischen Spiele in Tokio (JPN) rückte die WM im Kalender dann zunächst um ein Jahr nach hinten, ehe sie jetzt erneut vertagt wurde.

„Die Verschiebung der Weltmeisterschaften in Fukuoka kommt für uns nicht überraschend. Wir waren bereits davon ausgegangen, dass die WM nicht im Mai stattfinden wird“, sagte Christian Hansmann, Leistungssportdirektor des Deutschen Schwimm-Verbandes e.V. (DSV). Allerdings habe man zuletzt noch auf eine Durchführung im Oktober 2022 gehofft, womit es auch weiterhin in jedem Jahr eine WM im internationalen Wettkampfkalender gegeben hätte. „Durch die Terminierung im Juli 2023 und die Ansetzung der WM in Doha im Januar 2024 ist der Abstand zwischen beiden Veranstaltungen relativ knapp“, so Hansmann.

Zudem steht nur ein halbes Jahr nach der WM 2024 auch schon wieder Olympia in Paris an. „Das stellt uns vor Herausforderungen für die Saisonplanung, denn im Hinblick auf die Olympischen Spiele müssen die Athlet*innen auch einmal eine Pause einlegen. Für die Qualifikationswettkämpfe müssen wir uns angesichts dieses dichten Terminkalenders sicher etwas überlegen“, erklärte der Sportdirektor. Er will nicht ausschließen, dass einige Nationen die Weltmeisterschaften in Doha womöglich nicht in Top-Besetzung bestreiten werden.

Skeptisch äußerte sich auch Freiwasser-Olympiasieger Florian Wellbrock: „Es ist natürlich schade, dass wir Schwimmer schon wieder durch so ein Wirrwarr durchmüssen. Wir haben zum Glück noch eine Europameisterschaft dieses Jahr im August. Aber eine EM ist nicht vergleichbar mit einer WM.  Ich sehe den gewählten Zeitpunkt der verschobenen WM auf Januar 2024 kritisch und weiß momentan nicht, wie das funktionieren soll: eine WM gleich im Januar und dann Olympische Spiele im Sommer. Das sind jetzt noch Fragen, die man natürlich intern im Trainer-Team klären muss, um weiterhin Sicherheit zu haben. Schließlich will ich bei allen Top-Events mein bestes Potential abrufen können.“

Neuer internationaler Höhepunkt des Schwimmjahres 2022 sind nach der WM-Verschiebung jetzt die Europameisterschaften vom 11. – 21. August in Rom (ITA), die dadurch noch einmal aufgewertet werden. Im Dezember ist zudem eine Kurzbahn-WM in Kazan (RUS) geplant. Nationales Highlight sind DIE FINALS 2022 vom 23. – 26. Juni in Berlin mit den Deutschen Meisterschaften im Beckenschwimmen und im Wasserspringen.

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