Iris Schmidbauer ist die erste Europameisterin im High Diving

- 19.08.2022
Als High Diving 2013 in Barcelona (ESP) erstmals im Programm einer Weltmeisterschaft auftauchte, war es Anna Bader (SV Halle), die bei der Premiere direkt aufs Treppchen sprang und Bronze gewann. Bei den Europameisterschaften in Rom (ITA) ist die spektakuläre Sportart, früher als Klippenspringen bekannt, nun zum ersten Mal Bestandteil einer Schwimm-EM. Und wieder war es eine deutsche Springerin, die den historischen Moment für sich nutzte. Iris Schmidbauer (SG München) gewann am Freitagabend mit 309,30 Punkten die Goldmedaille. In den Rekordbüchern wird sie ab jetzt für immer als erste Europameisterin geführt werden.
“Hier dabei sein zu dürfen und dann auch noch die Goldmedaille hier bei der allerersten Europameisterschaft zu holen, das war super cool. Mir fehlen einfach die Worte”, sagte die Siegerin. “Das ist definitiv der größte Erfolg in meiner Karriere bislang. Es ist ein ganz anderes Gefühl in so einem vollen Stadion, es fühlt sich so offiziell an, und es ist auch super cool, dass wir hier zusammen mit all den anderen Sportarten sind.”
Nach dem ersten Tag hatte die 27-Jährige, deren bestes internationales Ergebnis bislang ein achter Platz bei der WM 2019 in Gwangju (KOR) gewesen war, noch auf Rang zwei gelegen, knapp hinter ihrer Teamkollegin Anna Bader. Mit dem dritten Sprung, der Auerbach-Schraube, die sie weltweit als einzige Frau beherrscht, hatte Schmidbauer dann mit Bader gleichgezogen - vor den beiden Deutschen lag jetzt allerdings noch die Italienerin Elisa Cosetti.
Von allen Teilnehmerinnen zeigte Iris Schmidbauer insgesamt das schwierigste Programm. Auch im letzten Durchgang ging die Münchnerin noch einmal volles Risiko und zeigte einen Rückwärtssprung mit drei Salti und zwei Schrauben, den sie aus 20 Metern Höhe nahezu perfekt ins Wasser brachte. Dafür gab es 90,30 Punkte vom Wertungsgericht, wohingegen Cosetti für ihren letzten Versuch nur 57,00 bekam und sich am Ende mit 284,30 und Bronze begnügen musste. Silber schnappte sich die Ukrainerin Antonina Vyshyvanova (295,40).
“Ich wollte einfach noch einen richtig schönen Sprung zeigen. Dass es dann für Gold gereicht hat, ist der Wahnsinn”, jubelte Schmidbauer. “Ich glaube, gestern war der Auslöser für heute. Dass es alles so gut zusammengespielt hat. Nach dem dritten Sprung war ich mir wirklich kurzzeitig nicht sicher, eigentlich schon davor beim Einspringen, das hat heute nicht funktioniert, da hatte ich schon ein bisschen ein schlechtes Gefühl. Aber ich bin dann nochmal komplett rausgegangen, hab mich nochmal komplett resetted, mein Mindset neu gemacht. Ich bin nochmal komplett neu reingekommen, mit neuer Energie und hab mir gesagt: Im Wettkampf läuft jetzt alles gut.” Und so war es am Ende ja auch.
Anna Bader verpasste das Podium nur knapp und kam mit 281,90 Punkten auf Platz vier. “Ich bin schon enttäuscht, weil der erste Tag wirklich richtig gut lief, und wenn man dann schon mal in der Führung ist und weiß, was alles geht, und es dann doch nicht klappt, dann ist das eben enttäuschend”, sagte die 38-Jährige. Bedenkt man, dass sie ihre Karriere im vergangenen Jahr eigentlich schon beenden wollte, bevor es dann zum Rücktritt vom Rücktritt kam, ist das Ergebnis dennoch aller Ehren wert. “Mit ein bisschen Abstand werde ich das sicher ein bisschen besser einordnen können. Ich bin total dankbar, dass ich hier starten konnte und auch mitfighten konnte. Mein persönlicher Sieg war der neue Sprung mit dem hohen Schwierigkeitsgrad (den Handstandsprung, den sie am Vortag zeigte, hatte sie erst kurz zuvor einstudiert, Anm. d. Red.). Das werde ich alles mitnehmen und mich trotzdem freuen.”
Beim High Diving der Männer liegt Manuel Halbisch (VfL Waiblingen) als einziger deutscher Starter nach zwei von vier Runden mit 143,50 Punkten auf Rang 13. Dort wird sogar aus 27 Metern gesprungen, doch damit hat der 24-Jährige keine Probleme, der beruflich bei der Hubschrauberstaffel der Polizei arbeitet und sich in der Luft einfach am wohlsten fühlt. Es führt weiterhin Catalin Preda (ROM/217,80) vor Aidan Haslop (GBR/213,20) und Gary Hunt (FRA/206,15). Die Entscheidung fällt am Samstag, dann hat jeder Springer noch zwei weitere Versuche.