411 Ertrunkene im Jahr 2024: Darum sind die Schwimmabzeichentage so wichtig
- 13.03.2025
Im Jahr 2024 hat es mindestens 411 tödliche Unglücke in den deutschen Gewässern gegeben. Das sind laut Statistik der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) 31 Ertrunkene mehr als im Jahr zuvor und bedeutet zum dritten Mal in Folge einen Anstieg der Todesfälle. Knapp die Hälfte (48 Prozent) der tödlichen Unfälle ereignete sich in den drei Sommermonaten ab Juni. Besonders viele Menschen ertranken im heißen Monat August: 80 Opfer bedeuten eine Zunahme von 33 Personen gegenüber dem Vorjahresmonat. Mehr Todesfälle in einem Monat (117) zählte die DLRG zuletzt im August 2020.
„Diese Zahlen erschüttern uns“, sagte Jan Pommer, der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Schwimm-Verbandes e.V. (DSV). „Mit großem ehrenamtlichen Engagement in unseren 2.300 Vereinen versuchen wir aber jeden Tag, dagegen anzusteuern.“ Eine besondere Maßnahme dabei sind die Schwimmabzeichentage vom 14. – 22. Juni, die alle in der Schwimmausbildung engagierten Verbände gemeinsam mit dem DSV veranstalten. Interessierte erhalten dabei ohne Voranmeldung unmittelbar vor den Sommerferien die Möglichkeit, in allen teilnehmenden Schwimmbädern ihre Fähigkeiten zu testen und dort auch die Prüfungen für ein Schwimmabzeichen abzulegen. Im vergangenen Jahr wurden dabei von DSV, DLRG, Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), Bundesverband Deutscher Schwimmmeister (BDS), Deutsches Rotes Kreuz (DRK), Wasserwacht und Verband Deutscher Sporttaucher (VDST) weit über 16.000 Abzeichen abgenommen.
Das Angebot der Schwimmabzeichentage richtet sich nicht nur an Kinder und Jugendliche, sondern ausdrücklich auch an Erwachsene. Denn während sich unter Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen bis Anfang 50 im Jahr 2024 weniger Todesfälle ereigneten, häuften sich diese darüber hinaus deutlich. Rund 60 Prozent der Opfer bekannten Alters waren laut DLRG-Report älter als 55 Jahre. Bei den Kindern bis zehn Jahren kam es zu 14 tödlichen Unglücken. Mindestens acht Jungen und Mädchen waren im Alter bis fünf Jahre (2023: zehn); sechs Kinder waren zwischen sechs und zehn Jahre (2023: sieben) alt.
Rund 90 Prozent der Ertrinkungsfälle ereigneten sich 2024 in Binnengewässern. Während die DLRG in Seen und Teichen (146) sechs Todesfälle weniger verzeichnete, stieg die Anzahl derer, die in einem Fließgewässer tödlich verunglückten. 2024 ertranken in Flüssen und Bächen 161 Menschen (2023: 147). Mit 30 Opfern (2023: 27) kamen erneut etwas mehr Menschen in Nord- und Ostsee ums Leben. Die allermeisten davon – 27 Frauen und Männer – verstarben in der Ostsee. Ein trauriger Rekord für dieses beliebte Urlaubsgebiet.
„Für eine Verbesserung der Schwimmfähigkeit im Land ist es aktuell besonders wichtig, die Rahmenbedingungen für die Schwimmausbildung grundlegend zu verbessern und ausreichend Wasserflächen zu schaffen“, betonte DSV-Chef Pommer. Da derzeit 20 Prozent der Kinder nach der Grundschule noch gar nicht schwimmen können und erst rund die Hälfte sichere Schwimmer*innen sind, brauche es endlich Maßnahmen dagegen, die dann auch die Zahl der Ertrinkenden sinken lassen. Pommer: „Wir appellieren daher an die Politik, die notwendigen Investitionen für die Bäder bei der aktuellen Diskussion über Konjunkturprogramme zu berücksichtigen und den unübersehbaren Sanierungsstau hier aufzulösen.“ Nach einer zu Jahresbeginn veröffentlichten Studie der Förderbank KfW müssen bundesweit derzeit etwa 800 der rund 6.500 Schwimmbäder in Deutschland eine Schließung befürchten.